Reflex in the Grid
Kunst am Bau 2010
Mariahilferstraße 36 Wien
Henke Schreieck Architekten
Das Büro- und Shoppinghaus ist von Henke Schreieck Architekten geplant worden. Die Abgrenzung zum Nachbargrundstück dient als Fläche für den künstlerischen Eingriff: es steht eine hohe lange Wand zur Verfügung, die mit Sichtbeton verschalt wird. Diese Wand führt vom rein öffentlichen Raum Mariahilferstrasse (mit höchstem PassantInnenaufkommen) in den halböffentlichen Raum einer Shopping Mall) bis in einen Art erhöhten Innenhof, der auch als Meetingpoint verstanden werden soll. Die Betonmauer schließt das Grundstück zum benachbarten Hof.
Eine Sichtbetonmauer benötigt bei der Herstellung kleine Halterungspunkte für die Verschalung, die als “Rest” der Produktion sichtbar bleiben. Dieses Raster strukturiert die Wand und ist als Grundraster für den künstlerischen Eingriff bestimmend.
Künstlerische Intention:
Nachdem der Begriff „Mauer“ emotional als eher negativ besetzt gilt, soll die Installation der Mächtigkeit und Strenge entgegenzuwirken, ebenso ist der Wunsch nach Beleuchtung zu berücksichtigen.
Das, was hinter der Mauer ist, was unsichtbar ist, aber dennoch vorhanden, soll durch den künstlerischen Eingriff angesprochen werden. Als eine Art denkbare Möglichkeit. Die schwere, massige Erscheinung des Betons sowie dessen Widerstandfähigkeit, soll mit einem Material ergänzt werden, das mit Begriffen wie Transparenz , Klarheit und Leichtigkeit besetzt ist. Die Wärme und Griffigkeit des Betons wird gegen die Glätte und Kälte des Glases ausgetauscht.
Es spiegelt in den schwarzen Gläsern, die den Blick gegenüberstehen, es spiegelt in den halbtransparenten Gläsern, die den Blick verlangsamen und es leuchtet hell hinter ausgewählten Scheiben.
Dem strengen, durchzogenen Grid der Betonfassade wird ein anderer Raster übergeordnet, dessen Rasterpunkte teilweise besetzt sind - und zwar mit verschiedengroßen Kreisscheiben, die das Umgebungslicht zum Teil spiegeln, zum Teil verschlucken und zum Teil selbst als Lichtquelle dienen. Durch die Pointierte Besetzung der Rasterpunkte entsteht eine Leichtigkeit, die die große massige Fläche ein leichtes luftiges Schweben ermöglicht, den Raum erweitert und als Beruhigendes unaufgeregtes Muster der Hektik und Zerissenheit des Shoppinggehabens gegenübersteht.
Die vielfältigen Beziehungen der Kreisflächen zueinander kann von Betrachtern und Betrachterinnen ausschliesslich durch eigene Standortveränderungen erfasst werden. Diese Bewegung innerhalb des Hofes ermöglicht eine Auseinandersetzung des Ichs mit den Spiegelungen, den Lichtquellen und halbtransparenten Flächen. Die unterschiedlichen Größen der Kreise verstärken die Tiefendimension des Bewegungsraumes. Als Mensch befindet man sich so tatsächlich innerhalb eines Beziehungsgeflechts von Koordinatenpunkten, die sich durch ihre Qualität und Distanznahme unterscheiden.