spirals

Spiralen
2007-2009

Die Spiralen bestehen aus langen Acrylfarbschnüren jeweils gleicher Länge (meist 1 Meter), die ursprünglich in Form von parallelen Linien auf eine Glasplatte mittels einer Düse aufgetragen worden sind. Nach einem ersten Trocknungsprozess werden diese Farbschnüre vorsichtig abgelöst und sogleich zu Spiralen geformt, wobei die einzelnen Schichten blos durch die dem Material eigenen Klebekraft aneinander haften und so kompakte Scheiben formen. Zweierlei Drehungen bestimmen die Arbeiten: Die Drehung der Spiralform um einen fixen Ursprung ist als Motiv einer zeitlichen Dauer im Sinne von Wachsen und Verändern zu deuten.
Die Farbschnüre unterliegen jedoch ebenfalls einer Drehung und zwar um exakt 90°, sodaß die eigentliche Seitenfront zur Schaufront wird. Vorderseite schmiegt sich an Rückseite der vorherigen Farbschnur. Drehung ist hier zu verstehen als Veränderung der Lage im Raum, einer Vorraussetzung für neue Blickwinkel.

»In kleinen Portionen ist Zeit schon eher begreifbar als in ihrer Gesamtheit der Ewigkeit. Begriffen, nein besser erahnt sind die Zeitportionen nun auch einordenbar. Neu ordenbar. Die Ordnung der Zeit als wichtiges Element in einer von der Zeit disziplinierten Gesellschaft, die einer rasanten Beschleunigung unterworfen ist. So entstehen Zeitabschnitte (Portionen) in spiralförmiger Form, die an jene Baumteile erinnern könnten, welche die alten Griechen als Zeitordnungselemente von einem großen Baum herunterschnitten. Baumscheiben. Scheiben. Farbscheiben.
Die spiralförmigen Acrylschnurobjekte bestehen nun aus einzelnen Elementen, denen jeder ein Zeit (oder Raum-)maß zugrunde liegt. Zeit (und Raum) kann nur durch das Maß, begriffen werden, sei es durch Sekunde und Meter, sei es durch Alter und Körpergröße. Diese Maßeinheiten sind z.B. immer 1 Meter Acryl“schnur“ oder auch 10 Sekunden Acryl“rinnen“. Die Realität von Zeit wird so durch das Fließen von Farbe sichtbar gemacht. Ebenso die Abhängigkeit der Zeitrealität von menschlichen Befindlichkeiten. (zittert sie, die Künstlerin, ist sie müder oder enerviert - je nach diesem Zustand wird ein längerer oder kürzerer, ein kurvenreicherer oder ein geraderer Weg zurückgelegt). ...« [Auszug aus »Kreisen um die Dauer« von Annemarie Valenta, 2006]